Unbemerkt liegt ein Mensch 6 Monate in einer Wohnung in einem kleinen städtischen Wohnblock in Salzburg-Taxham. So geschehen im Jahr 2009:
http://salzburg.orf.at/stories/387536/
Ein paar Monate zuvor wurde berichtet von einer Frau, die mehrere Jahre unbemerkt tot in ihrer Wohnung lag.
Man fragt sich:
Wie kann so etwas passieren? Wie ist es möglich, daß ein Mensch monatelang/ jahrelang niemandem abgeht? Warum bemerkt niemand, daß sich in der Wohnung nichts mehr tut?
Schnell finden sich auch Antworten: Die Anonymität der Stadt ist schuld, die Gleichgültigkeit der Menschen.
Würde ich es merken, wenn die alte Dame im untersten Stockwerk tot in der Wohnung liegt?- frag ich mich dann immer.
Als junge Hauskrankenschwester habe ich noch eine Berufsgruppe erlebt, die heute fast als ausgestorben gilt. Die HausmeisterIn.
Ich war Hauskrankenschwesgter in einer Sozialsiedlung, im "Glasscherbenviertel" von Salzburg- so wurde die Siedlung genannt und ich wurde bedauert, daß ich dort meinen Dienst zu versehen hatte. Doch- ich hab meine Arbeit dort geliebt. Nirgends sonst vorher und nachher, war ich so willkommen wie in dieser Siedlung. Ich war bekannt, man kannte meine Wege, meine PatientInnen, die BewohnerInnen der Siedlung hatten ein Auge auf mich, damit mir nix passiert. Es war oft richtig rührend.
In jeder Siedliung gab es eine HausmeisterIn und die wussten ALLES. Aus meiner Sicht waren sie DER soziale Kontakt meiner PatientInnen und betreuten Familien. Sie hatten den Überblick, die die soziale Kontrolle (ob man das nun gut heisst oder nicht) in der Siedlung. ich wurde immer wieder gerufen und gefragt: Du, die Frau Maier hat sich schon seit 2 Wochen nicht mehr sehen lassen, was sollen wir tun?
Hatte ich einen Haltegriff für einen Patienten zu montieren, wohin hab ich mich gewendet? Richtig! An die HausmeisterIn!
Die/ den HausmeisterIn gibts nicht mehr. Schon seit Jahren nicht mehr. Heute gibts anonyme Hausverwaltungen, wo ein Trupp der laufend wechselt viele Siedlungen verwaltet. Es ist billiger, heisst es.
In einigen deutschen Städten, etwa in Bielefeld, setzt man immer noch auf Hausmeister und hat deren Potential, hat deren wichtige Rolle längst erkannt.
HausmeisterInnen werden dort extra geschult, erhalten Wissen über Bedürfnisse alter Menschen, über Problemstellungen im Zusammenleben verschiedener Kulturen und sind ein wichtiger Kontakt vor Ort bei Problemen und Konflikten.
Ich bin davon überzeugt, würde es die gute alte Hausmeisterin wieder geben, würde kaum jemand unbemerkt 6 Monate tot in seiner Wohnung liegen.