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Sonntag, 6. September 2009

Der gute alte Hausmeister fehlt!

Unbemerkt liegt ein Mensch 6 Monate in einer Wohnung in einem kleinen städtischen Wohnblock in Salzburg-Taxham. So geschehen im Jahr 2009: http://salzburg.orf.at/stories/387536/

Ein paar Monate zuvor wurde berichtet von einer Frau, die mehrere Jahre unbemerkt tot in ihrer Wohnung lag.

Man fragt sich:
Wie kann so etwas passieren? Wie ist es möglich, daß ein Mensch monatelang/ jahrelang niemandem abgeht? Warum bemerkt niemand, daß sich in der Wohnung nichts mehr tut?

Schnell finden sich auch Antworten: Die Anonymität der Stadt ist schuld, die Gleichgültigkeit der Menschen.

Würde ich es merken, wenn die alte Dame im untersten Stockwerk tot in der Wohnung liegt?- frag ich mich dann immer.

Als junge Hauskrankenschwester habe ich noch eine Berufsgruppe erlebt, die heute fast als ausgestorben gilt. Die HausmeisterIn.

Ich war Hauskrankenschwesgter in einer Sozialsiedlung, im "Glasscherbenviertel" von Salzburg- so wurde die Siedlung genannt und ich wurde bedauert, daß ich dort meinen Dienst zu versehen hatte. Doch- ich hab meine Arbeit dort geliebt. Nirgends sonst vorher und nachher, war ich so willkommen wie in dieser Siedlung. Ich war bekannt, man kannte meine Wege, meine PatientInnen, die BewohnerInnen der Siedlung hatten ein Auge auf mich, damit mir nix passiert. Es war oft richtig rührend.
In jeder Siedliung gab es eine HausmeisterIn und die wussten ALLES. Aus meiner Sicht waren sie DER soziale Kontakt meiner PatientInnen und betreuten Familien. Sie hatten den Überblick, die die soziale Kontrolle (ob man das nun gut heisst oder nicht) in der Siedlung. ich wurde immer wieder gerufen und gefragt: Du, die Frau Maier hat sich schon seit 2 Wochen nicht mehr sehen lassen, was sollen wir tun?

Hatte ich einen Haltegriff für einen Patienten zu montieren, wohin hab ich mich gewendet? Richtig! An die HausmeisterIn!

Die/ den HausmeisterIn gibts nicht mehr. Schon seit Jahren nicht mehr. Heute gibts anonyme Hausverwaltungen, wo ein Trupp der laufend wechselt viele Siedlungen verwaltet. Es ist billiger, heisst es.

In einigen deutschen Städten, etwa in Bielefeld, setzt man immer noch auf Hausmeister und hat deren Potential, hat deren wichtige Rolle längst erkannt. HausmeisterInnen werden dort extra geschult, erhalten Wissen über Bedürfnisse alter Menschen, über Problemstellungen im Zusammenleben verschiedener Kulturen und sind ein wichtiger Kontakt vor Ort bei Problemen und Konflikten.

Ich bin davon überzeugt, würde es die gute alte Hausmeisterin wieder geben, würde kaum jemand unbemerkt 6 Monate tot in seiner Wohnung liegen.
Bernhard (Gast) - 2009-09-07 09:52

Stimme zu!

Voll und ganz stimme ich diesem Beitrag zu. Hausmeister sind sicher teurer als Hausverwaltungen, weil Hausmeister ja meist in einer Wohnung direkt in der Siedlung wohnen und auch deshalb die "Ohren" überall haben. Aber sozialpolitisch betrachtet sind sie billiger. Vielleicht sollte der Staat Hausmeister fördern?

Care Consulting - 2009-09-08 12:59

@Bernhard

Danke für die Zustimmung ;-) Dachte schon ich wäre alleine mit dieser Meinung....
wohnblog.at (Gast) - 2009-09-07 10:20

Hausmeister ja, aber keine Dorfpaschas

Aus zahlreichen - auch eigenen - Erfahrungen will ich die Aussage etwas differenzieren.
Bis zu ihrer Abschaffung waren die Hausbesorger oft die verlängerten Arme der untätigen und teilweise unfähigen Verwalter.
Und häufig fast allmächtig, was teilweise auch wirtschaftlich ausgenutzt wurde. Dafür habe ich eine ganze Reihe von schriftlichen Belegen, teilweise Gerichtsakten, aus ganz Österreich.
Aus sozialen Erwägungen wäre die Wiedereinführung eines Hausbesorgers durchaus interessant. Dazu müssten aber WEG und MRG geändert werden, damit die Tätigkeit und Entlohnung des Hausbesorgers transparenter und leichter nachvollziehbar wird.
Und die Rechte der Mieter und Wohnungseigentümer gestärkt werden - vor allem gegenüber den bisher noch immer allmächtigen Verwaltern.
LG Alois

Care Consulting - 2009-09-08 13:08

Hallo Alois...

deine/ Ihre Sicht ist natürlich noch einmal eine Andere. Ich kann mir schon gut vorstellen, daß es da sehr verkrustete Strukturen gibt, die gar nicht so leicht aufzulösen sind.
Als Gerontologin, langjährige Hauskrankenschwester und jemand, die heute noch monatlich mindestens 20 Hausbesuche macht bei PflegegeldbezieherInnen in Salzburg Stadt, kann ich auf alle Fälle sagen: Sie fehlen die Hausmeister. Ich denk mir oft nach einem Hausbesuch in einer Siedlung: Wenn die Dame morgen stürzt und in ihrer Wohnung liegt, dann bekommt das niemand mit. Niemand.

Was immer man rechtlich ändern müsste, es wäre wichtig! Transparenz ist dabei natürlich wichtig UND eine Ausbildung der HausmeisterInnen: Sozialkompetenz, Kommunikation, Bedürfnisse und Probleme alter Menschen, Migration und Wohnen, Konfliktlösung, Zum Thema Alter, Altenpflege würde ich übrigens zur Verfügung stehen ;-)) Wäre ein super Projekt!
Christine (Gast) - 2009-09-08 14:02

nicht unbedingt Hausmeister

Es leben aber nicht nur alte Leute in einem Wohnblock...
Habe jahrelang in so einem Block gewohnt, mit Hausmeisterin, und es war furchtbar!!! Die hat sich überall eingemischt, jeden Tag hing ein anderer Zettel im Stiegenhaus. Das waren ziemlich derbe Eingriffe in die Privatheit...
Es kommt auch darauf an, ob ich allein leben WILL oder MUSS.
Das Beispiel aus Bielefeld: Hausmeister mit Ausbildung - ist ein interessanter Ansatz, bes. in "Problemsiedlungen", aber dann müsste die Bezeichnung anders lauten.

Care Consulting - 2009-09-08 16:07

@Christine

Deine Erfahrungen mit der Hausmeisterin klingt nach Kaisermühlenblues ;-)) Na klar, so soll es nicht sein. In Bielefeld sind diese Hausmeister wirklich top geschult und man hat mit ihnen ihr Berufsbild klar definiert. Sie sind nicht irgendwie losgelassen und agieren wie sie wollen...sondern sie werden von einer Sozialarbeiterin und einem Handwerker geführt, haben regelmäßige Besprechungen etc. Sie sind eingebunden in die regionalen Betreuungsstruktur, ein Teil eines Teams.
Kein Kaisermühlenblues also......den will ich auch nicht.

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