Salzburg bietet Diskont-Pflege: Polinnen um 950 EURO
Ein Artikel im Salzburger Fenster, Ausgabe11/ 07 rüttelt mich auf, regt mich auf:
Ein Salzburger vermittelt polnische und rumänische Hausfrauen für die Pflege. Er bekommt 800 EURO, Ost-Agenturen kassieren bis zu 2800 EURO Provision. Die Frauen arbeiten um 950 EURO.
Den weiteren Artikel lesen Sie hier:
http://www.salzburger-fenster.at/rubrik/lokales/1107/salzburger-bietet-diskont-pflege_5423.html
Hier glaubt jemand Pflegewissen zu haben, weil er seine alte demente Mutter gepflegt und versorgt hat. Das Pflegewissen bezüglich seiner Mutter spreche ich dem Herrn nicht ab.
Aber hieraus abzuleiten, den Pflegebedarf JEDES alten pflegebedürftigen Menschen (alte Menschen sind in der Regel multimorbid!) beurteilen zu können und andere "angelernte Pflegerinnen" (Hausfrauen mit Herz und Hausverstand!!) einschulen zu können, ist eine maßlose Selbstüberschätzung.
Wo sind wir angelangt?
Wo bleibt der Aufschrei der Pflegekräfte?
Wo der Aufschrei der pflegenden Angehörigen, die für ihre Pflegebedürftigen nur das Beste wollen?
Geht es darum, möglichst billig alte Menschen zu versorgen?
Würde auch alle schweigen, wenn im Krankenhaus plötzlich statt ausgebildete KrankenpflegerInnen Hausfrauen mit Herz und Hausverstand tätig wären?
Würden wir diese eingeschulten Hausfrauen mit Herz und Hausverstand auch im Altenheim akzeptieren?
Oder...was wäre mit Hausfrauen statt Krankenpflegekräften im Kinderkrankenhaus??????? Würden auch dann alle mit den Köpfen nicken und sagen: Ja, Diskontpflege...das ist gut!
Ich bin entsetzt!
Ja, es braucht Unterstützung für pflegende Angehörige, keine Frage. Hier wurde viel verpasst. Es wurde weg gesehen, es wurde vergessen Strukturen aufzubauen, die Angehörige stützen und entlasten.
ABER....es geht darum, SICHERE Pflege zu bieten, nicht unsichere Versorgung.
Hier
meine Qualitätssicherungskriterien, sollte das "Bartensteinmodell" tatsächlich kommen:
- Jeder dieser Pflegedienste muss eine dipl. Pflegefachkraft als offizielle Pflegedienstleitung vorweisen
- Jede Pflege- und Betreuungsbedarfserhebung darf ausschließlich durch diese Pflegedienstleitung erfolgen
- Die Pflegedienstleitung muss sicherstellen, daß die jeweilige Betreuerin die Betreuungstätigkeiten auch fachgerecht durchführen kann
- Regelmässige Pflegekontrollen durch die Pflegedienstleitung müssen stattfinden
- Eine Pflege/ Betreuungsplanung und Dokumentation muss durchgeführt werden
- Stichprobenkontrollen durch Land oder die Pflegegeld-auszahlende Versicherung/
- Medizinisch-pflegerische Versorgung darf ausschließlich durch ausgebildetes Personal durchgeführt werden
Diese Maßnahmen würden Angehörigen die Sicherheit einer qualitativ guten Betreuung und Pflege.
Daneben müssen Strukturen (Tageszentren, Nachtdienste, RundumdieUhr-Erreichbarkeit etc.) aufgebaut werden, damit pflegende Angehörige Wahlmöglichkeiten haben für die Pflege und Betreuung ihrer Verwandten.
Ihre Sonja Schiff